Dienstag, 8. Juli 2014

Dazu bin ich verpflichtet

Einen schönen stürmischen Dienstag euch allen. Ich weiß gar nicht, ob ich mich freuen oder ärgern soll, dass die Gewitter gerade alles ein bisschen abkühlen. Für meinen Geschmack war es ja eindeutig zu heiß, die Sonne vermisse ich jetzt aber trotzdem. Ich fände es viel interessanter, wenn Temperatur, Wetter und Lichtfaktor nicht von einander abhängig wären. Den einen Tag mal sonnig und nur lauwarm, den nächsten dann brüllend heiß, mit einer dichten Wolkendecke und gelegentlichen Hagelschauern und am folgenden Tag dann ein paar Grad unter Null und Regenbögen über dem ganzen Himmel verteilt.

Klar ist das bis zu einem gewissen Grad schon möglich, in den allermeisten Fällen bedeutet aber Sonner immer noch warm und Wolken, ob mit Inhalt oder ohne, signalisieren, man sollte sich lieber etwas wärmer anziehen. Ist wahrscheinlich aber auch gut so, man will ja nicht jeden Tag auf das Thermometer gucken, nur damit man nicht riskiert, vom Schnee verbrannt zu werden.

Ein Leser hat mich neulich schmerzlich darauf hingewiesen, dass die Anzahl der Posts in den letzen Monaten erschreckend niedrig ausgefallen ist. Daraufhin habe ich mein Versprechen gegeben, von nun an jeden Monat mindestens einen Post mehr zu schreiben als im letzten. Das bedeutet, diesen Monat, im Juli, werden mindestens 8 Posts darauf warten, von euch gelesen zu werden.

Wenn euch das Gelaber wie immer egal ist, hier für euch wieder unser wunderschöner Strich unter der Rechnung, damit ihr wisst, wo der RW-Montag anfängt.


Dann zücke ich mal mein achtmillionen-blättriges Gänseblümchen und rupfe wahllos die mit Wörtern beschriebenen Blütenblätter raus, bis nur noch drei übrig bleiben.

Zeitgemäßheit, pflichtbewusst, zugeschlossen.

Ein Mensch mit normalem Pflichtbewusstsein knackt nicht einfach zugeschlossene Dinge auf. Und das hat nichts mit der heutigen Zeitgemäßheit zu tun, das galt schon immer als Freveltat. Wer pflichtbewusst ist, schließt sein Eigentum immer ab. Diebe, die selbst noch ein bisschen Pflichtbewusstsein besitzen, wird das hoffentlich abschrecken und sie am Diebstahl hindern. Wenn etwas unabgeschlossen für jedermann erreichbar daliegt, wie etwa das Handy auf dem Handtuch, das man ohne Aufsicht dort liegen gelassen hat, während man kurz ins Wasser springt oder das teure BMX-Rad, das dort ungesichert an der Wand lehnt, wird es oft einfach mitgenommen; auch von Menschen, die sonst Pflichtbewusstsein besitzen. Heute, da sich jeder Schlösser und andere Verschlussmethoden leisten kann, sollte es zeitgemäß sein, stets all sein Hab und Gut sicher zu verschließen.

Zeitgemäßheit. Dieses Wort betrachte ich mit einer gewissen Skepsis. Nach meiner Erfahrung wird es meistens benutzt, um jemandem zu tadeln. Und in den meisten Fällen nicht mal berechtigt. "So ein Kleid kannst du doch nicht tragen, das ist doch überhaupt nicht mehr zeitgemäß." "Du kaufst dir deine Mangas im Comicladen, obwohl du dir alles im Internet downloaden kannst? Sei doch mal zeitgemäß!" An alle Leute, die solche und ähnliche Kommentare anbringen: "Klappe halten! Nur weil die Gesellschaft ihre Meinung über etwas geändert hat, muss nicht gleich jeder seine Persönlichkeit umkrempeln. Manche mögen eben Kleidung, die andere 'komisch', beziehungsweise unzeitgemäß finden, wo liegt da das Problem? Manche schreiben lieber Briefe als Emails. Manche beziehen sich ihre Informationsquellen lieber aus einer Bibliothek als aus Wikipedia. Und sehr viele lesen lieber Bücher als E-Books, obwohl diese technisch gesehen besser zu transportieren und leichter und billiger zu erwerben sind. Sind Bücher nicht eigentlich völlig unzeitgemäß?

Pflichtbewusst. Pflichtbewusst zu sein, ist eine verdammt gute Eigenschafft. Ich wünschte, ich könnte von mir behaupten, immer pflichtbewusst zu sein, dass ich es nicht bin, könnt ihr aber leider schon am dritten Absatz meiner heutigen Einleitung erkennen. Wenn ich einen Blog schreibe und behaupte, regelmäßig zu bestimmten Terminen neuen Inhalt zu präsentieren, dann bin ich in gewisser Weise dazu verpflichtet, mein Versprechen auch wahr werden zu lassen. Was eine Pflicht ist, ist wie ich finde, schwer zu definieren. Ich kann euch wirklich nicht sagen, was ihr alles tun müsst, um als pflichtbewusster Mensch zu gelten. Mancher sieht es als Pflicht an, jedem Obdachlosem, den man trifft, ein Butterbrot zu spendieren. Viele sehen es als Pflicht an, sich jeden Tag die Zähne zu putzen. Und doch überlebt ein Mensch mehr oder weniger gleich gut, ohne diese Dinge zu tun. Letztendlich ist die einzige Pflicht doch, sich an alle biologischen und von Menschen geschaffenen Gesetze zu halten. Wer etwas Kriminelles tut, wird bestraft. Ebenso, wer nichts isst oder nicht atmet. So gesehen wird dann aber auch wieder derjenige von seinem Körper bestraft, der die Zähne nicht putzt. Ich habe euch ja gesagt, das ist schwierig zu definieren, ich bin schon selber ganz verwirrt.

Zugeschlossen. Ich bin jemand, der sich sehr pedantisch an solche Zugriffsverbote hält. Wahrscheinlich würde ich es nicht mal wagen, ins Paradies einzutreten, wenn es von einer Tür mit Sicherheitsschloss verriegelt wird. Wenn etwas verschlossen ist, wird das schon seinen Grund haben. Seltsamerweise beschränkt sich diese mentale Sperre bei mir aber tatsächlich nur auf buchstäblich Verschlossenes. Eine Schranke, die mir mitteilt, Betreten sei aus Sicherheitsgründen verboten, unter der ich aber einfach drunter durch kriechen könnte, würde mich nicht aufhalten, wenn genug Interesse besteht. Und ich denke nicht, dass das am Grad der Schwierigkeit des Zuwiderhandelns liegt. Selbst wenn ich ein meisterhafter Schlossknacker wäre, und mich sowas auch nicht länger als eine Schranke aufhalten würde, würden Schlösser für mich ein Heiligtum bleiben. Denke ich jedenfalls, nicht dass ich jemals vorhätte, ein meisterhafter Schlossknacker zu werden.

So, damit wäre Post zwei von acht abgehakt. Jetzt nur nicht aufgeben.

Ich wünsche euch allen noch eine schöne Woche, versucht pflichtbewusst zu sein und seid so unzeitgemäß wie ihr wollt. Esst doch zum Beispiel einen Bratapfel, auch wenn das jetzt im Sommer nicht ganz zeitgemäß wäre.

Schöne Schlussworte: "Nichts ist schrecklicher als ein Lehrer, der nicht mehr weiß als das, was die Schüler wissen sollen." - Johann Wolfgang von Goethe

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